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03.07.24
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Unternehmen & Märkte

Nachhaltigkeit als Jobfaktor

Nachhaltigkeit als Jobfaktor
© Shutterstock (Celtstudio)

Besonders attraktiv bei Mitarbeitenden und Bewerbenden sind Unternehmen, die auch in ökologischer und sozialer Hinsicht Verantwortung übernehmen. Gleichzeitig entwickeln sich Green Skills zu den gefragtesten Talenten auf dem Arbeitsmarkt. Für das Finden und Binden von qualifizierten Fachkräften wird daher eine professionelle Nachhaltigkeitskommunikation immer wichtiger.

Mit welchen Maßnahmen schützen Sie das Klima? Wie garantieren Sie den Schutz der Menschenrechte entlang Ihrer Lieferkette? Fördern Sie Vielfalt in der Belegschaft? Fragen wie diese brennen nicht nur Investoren und Kundinnen auf den Nägeln. Auch Mitarbeitende und solche, die es werden wollen, interessieren sich verstärkt für die Nachhaltigkeitsperformance ihres Unternehmens. Nachhaltigkeit ist zum Jobfaktor geworden: Als besonders attraktiv wahrgenommen werden diejenigen Unternehmen, die nicht nur in ökonomischer, sondern auch in ökologischer und sozialer Hinsicht Verantwortung übernehmen – kurz: die nachhaltig wirtschaften.

Nachhaltige Jobs sind attraktiver

So ist es laut einer Umfrage des Jobportals Stepstone und des Handelsblatt Research Institutes drei von vier Befragten wichtig, dass ihr (möglicher) Arbeitgeber nachhaltig agiert. In einer Studie des Marktforschungsunternehmens respondi im Auftrag der Königsteiner Gruppe gab über die Hälfte der 3000 Teilnehmenden an, dass unternehmerisches Engagement für Klimaschutz und Nachhaltigkeit – neben Gehalt und Work-Live-Balance – einer der drei wichtigsten Anreize sei, sich für einen Arbeitgebenden zu interessieren.

Bei ihrer Einschätzung lassen sich die Fachkräfte offensichtlich nicht nur von moralischen Ansprüchen leiten, sondern auch von rationalen Überlegungen: Denn ein Unternehmen, das sich heute für Klimaschutz und Menschen- respektive Arbeitnehmerrechte engagiert, investiert in die eigene Zukunftsfähigkeit – und damit in die Sicherheit seiner Arbeitsplätze. Ist das nicht der Fall, leidet die Mitarbeitendenbindung – und zwar so sehr, dass es bereits einen Fachbegriff für ein aktuelles Phänomen gibt: „Climate quitting“. Dieser beschreibt die Tatsache, dass Beschäftigte ihren Job kündigen, weil ihnen ihr Unternehmen nicht genug für den Klimaschutz tut.

Green Skills sind die gefragtesten Talente

Parallel zur wachsenden Attraktivität nachhaltig agierender Organisationen entstehen durch die aktuellen Transformationsprozesse immer mehr grüne Jobs, sei es im Nachhaltigkeitsmanagement von Unternehmen oder in grünen Industrien. Zusätzlich zu bekannten Arbeitsfeldern wie der Photovoltaik- oder Windkraftbranche entwickeln sich hier permanent auch neue Berufsbilder, etwa in der Automobilbranche oder rund um das Thema Smart City, bei dem es darum geht, Städte mit Hilfe von neuen Technologien effizienter, nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Laut einer Studie der Netzwerk-Plattform LinkedIn sind Green Skills aktuell die am meisten gesuchten Talente auf dem Markt. Die Jobangebote im grünen Bereich wachsen demnach doppelt so schnell wie die Anzahl der qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber – eine Entwicklung, die wir so auch bei Hays beobachten.

Wir haben deshalb einen grünen Fachkräftepool aufgebaut und unterstützen unsere Kunden mit dem Geschäftsbereich Green Business industrie- und fachbereichsübergreifend bei ihren spezifischen Nachhaltigkeitsherausforderungen. Denn für viele Unternehmen wird es immer schwieriger, qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Nicht nur, weil die Nachfrage das Angebot bei Weitem übersteigt, sondern auch, weil die Anforderungen an diese Fachkräftegruppe in den letzten Jahren wesentlich gestiegen sind. War die Rolle von Nachhaltigkeitsverantwortlichen früher zum Beispiel eher mit Projektmanagement- bzw. Kommunikationsaufgaben verbunden, so ist sie heute strategisch, meist direkt unter Geschäftsführung oder Vorstand, verankert und erfordert nicht nur ein tiefes Verständnis für die jeweilige Geschäftsentwicklung und -transformation, sondern auch fundierte Fachkenntnisse mit Blick auf die komplexen regulatorischen Anforderungen.

Um hier passende Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, ist es deshalb umso wichtiger, professionell zu kommunizieren, was von ihnen im Job erwartet wird – und was sie im Gegenzug vom Unternehmen erwarten dürfen. Denn es ist naheliegend, dass Bewerberinnen und Bewerber für entsprechende Positionen ein intrinsisches Interesse an einer nachhaltigen Wirtschaftsweise mitbringen – und eine entsprechende Haltung auch von ihrem Arbeitgeber in spe erwarten. Laut der genannten Stepstone-Umfrage würden sich über 70 Prozent der Befragten gern besser über die Nachhaltigkeit von Unternehmen informieren können. Und über der Hälfte ist es wichtig, direkt im Bewerbungsprozess Informationen zur Nachhaltigkeit des möglichen Arbeitgebers zu erhalten.

Für die Unternehmen heißt das: Wer das eigene Nachhaltigkeitsengagement sichtbar und überprüfbar macht, wer beispielsweise die eigenen Klimaziele offenlegt, wer Fortschritte – und auch Rückschritte – transparent kommuniziert, kann damit zeigen: „Wir sind vielleicht nicht perfekt, aber wir sind auf dem Weg.“ Ein Argument, das im Wettbewerb um die raren grünen Talente möglicherweise den Unterschied macht.

Bewerbungsinterview © Getty Images (SrdjanPav)

Gesucht: Arbeit mit Sinn

Wie präsent das Thema Nachhaltigkeit im Recruiting auch in Branchen ohne explizit grünen Bezug ist, wissen wir bei Hays aus eigener Erfahrung. „Als Personalberatung sind wir ein typisches Dienstleistungsunternehmen und haben kein Produkt im klassischen Sinne, mit dem sich Jobinteressierte und Mitarbeitende identifizieren könnten. Umso wichtiger ist es, zu zeigen, wie wir mit Blick auf Vielfalt und Chancengerechtigkeit und auch im Gesundheitsmanagement aufgestellt sind“, sagt Nino Kupusovic, Senior Department Manager Internal Recruiting bei Hays. Er weiß aus zahlreichen Bewerbungsprozessen, dass ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Unternehmen von den Kandidatinnen und Kandidaten wahrgenommen und als Grundvoraussetzung erwartet wird, auch wenn es nur für die wenigsten das entscheidende Argument für oder gegen den Job ist. Noch wichtiger als beim Finden von Fachkräften wird die Nachhaltigkeitsperformance des Unternehmens, wenn es darum geht, die Beschäftigten im Betrieb zu halten. „Für die Mitarbeitenden wird der Purpose, also die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit, immer entscheidender“, sagt Nino Kupusovic.

Vorbildrolle übernehmen

In einer internen Nachhaltigkeitskultur-Analyse, die Hays 2021 durchgeführt hat, stuften 80 Prozent der Befragten Nachhaltigkeit als wichtig ein. „Viele erwarten, dass ihr Unternehmen die passenden Rahmenbedingungen für nachhaltige Prozesse schafft und die Verantwortung nicht ausschließlich auf die Schultern der Einzelnen legt“, so Swanhild Klink, Sustainability Managerin bei Hays. Voraussetzung dafür ist eine tragfähige Nachhaltigkeitsstrategie, die im Unternehmen gelebt, kommuniziert und aktiv vorangetrieben wird. Handle nachhaltig und sprich darüber: In diesem – leicht abgewandelten – PR-Grundsatz steckt die Chance, in der eigenen Branche eine Vorbildrolle zu übernehmen und gegenüber Mitarbeitenden, Jobinteressierten und anderen Unternehmen deutlich zu machen, was möglich ist. „Das ist der größte Hebel, den wir als Dienstleistungsunternehmen haben“, so Swanhild Klink.

 

Fünf Tipps für gute Nachhaltigkeitskommunikation

Aus Sicht von Meike Frese, Expertin für Strategische Nachhaltigkeitskommunikation und Geschäftsführerin der Fährmann Unternehmensberatung, sind fünf Punkte besonders wichtig für eine gelingende Kommunikation zu Nachhaltigkeit:

  1. Kommunikation muss sein. Trotz hoher regulatorischer Anforderungen wie etwa der Green Claims Directive zum Umgang mit umweltbezogenen Produktangaben sollten Unternehmen auf jeden Fall zu Nachhaltigkeit kommunizieren und nicht schweigen aus Angst, etwas Falsches zu sagen („Greenhushing“).
  2. Ehrlichkeit kommt an. Das heißt: nichts beschönigen – aber auch nicht die eigenen Leistungen kleinreden.
  3. Fakten überzeugen. Die zentralen Aussagen sollten belastbar sein und sich mit Zahlen belegen lassen. Reine Ankündigungskommunikation ist nicht glaubwürdig.
  4. Änderungen sind normal. Nachhaltigkeit ist keine Planwirtschaft, die 1:1 abgearbeitet wird. Zielkonflikte und Kurskorrekturen sind normal und sollten proaktiv und transparent adressiert werden.
  5. Kontext wirkt sinnstiftend. Wer das Warum und das Wozu miterzählt und die Kommunikation nicht auf erreichte Leistungsindikatoren kleinschrumpft, zeigt, dass unternehmerische Nachhaltigkeit kein Selbstzweck ist.
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Paul Endres
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