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12.11.25
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Unternehmen & Märkte

Podcast: Zwischen Vorurteil und Wertschätzung - Wie HR Seniorfachkräfte neu denken kann

Imke Mahner im HR Tec Talk Podcast
© Hays AG/HR TEC Talk

Warum Seniorfachkräfte oft unterschätzt werden – und warum wir ihre Rolle als Schlüssel gegen den Fachkräftemangel neu definieren sollten, diskutiert Imke Mahner, Chief People & Culture Officer Germany and CEMEA bei Hays, im HR TEC Talk mit Host Robindro Ullah.

 

Robindro Ullah: Das Thema von heute ist „Expertise kennt kein Alter“. Ein wichtiges Thema, weil Wissen so schnell veraltet, aber dennoch gebraucht werden kann. […] Ich habe dazu eine interessante Anekdote: Ich war einmal in einer Firma, in der die Programmiersprache COBOL verwendet wurde. Irgendwann waren die Leute weg, die noch COBOL konnten, aber die Programme liefen noch. Dann war es plötzlich sehr umständlich, Menschen zu finden, die diese Programmiersprache beherrschten. Von daher kann altes Wissen schon sehr wertvoll sein. […]
 

Robindro: Wenn du dir die heutigen Zahlen anguckst, wie wenig Nachwuchs auf dem Arbeitsmarkt hinterherkommt, verwundert es, dass in Unternehmen Leute trotzdem immer noch sehr früh in Ruhestand geschickt werden.

Imke Mahner: Ja, absolut. […] Auf der einen Seite haben wir […] eine älter werdende Gesellschaft. Das heißt, wir haben immer mehr Leute, die es sich – und das ist ein Fakt –, auch aus finanziellen Gründen gar nicht erlauben können, zu früh in Rente zu gehen. […]

Auf der anderen Seite haben wir die Wirtschaftsperspektive, aus der wir sagen: Wenn all die Babyboomer in Rente gehen, haben wir eine Lücke von sieben Millionen Fachkräften in Deutschland. Und wie können wir diese Lücke schließen?

Ich glaube, eine Antwort ist, mit ihnen selbst. Das ist das Spannende, dass wir fragen: Was können wir bieten, damit diese Leute mit all dem Wissen, mit all der Erfahrung, mit all den großartigen Attributen, die sie mitbringen, länger bleiben und eben genau diese Lücke auch schließen.
 

Robindro Ullah: Aus meiner Perspektive gibt es dennoch viele Vorbehalte gegen diesen Ansatz. […]  Was für Vorbehalte sind das […]?

Imke Mahner:  Wir haben Daten für zwei White Paper zu diesem Thema erhoben, die ich ganz gerne teilen möchte, weil ich sie sehr spannend finde. Es gibt diese Vorurteile, die wir alle kennen. Nummer eins: Fehlende IT-Kenntnisse. […] Ein anderes Vorurteil ist, dass die Zusammenarbeit mit Seniorfachkräften nicht so einfach ist, weil sie teilweise traditioneller arbeiten und die agile Arbeitsweise, die in den letzten Jahren sehr zum Trend geworden ist […], vielleicht nicht so stark mitgehen können oder wollen. Ein weiteres Klischee ist, dass Seniorfachkräfte öfter krank sind. […] Obwohl es gar keine Beweise dafür gibt, dass diese Vorurteile richtig sind, halten sie sich in den Köpfen und bringen Unternehmen davon ab, Seniorfachkräfte einzustellen. Diese Erfahrung machen wir immer wieder und das ist schade. […]
 

Imke Mahner steht mit einem Laptop in der Hand in einem MeetingraumSeniorfachkräfte punkten mit Erfahrung, Know-how, Verlässlichkeit und Resilienz – Vorurteile sind fehl am Platz, betont Imke Mahner, Chief People & Culture Officer Germany and CEMEA.
© Hays AG

Robindro Ullah: Ich finde das spannend mit diesen Vorurteilen, denn darum handelt es sich meines Erachtens tatsächlich. Oder konntet ihr irgendwie belegen, dass dem tatsächlich so ist?

Imke Mahner: Nein! Aber wir haben für die White Paper auch die Vorteile abgefragt, die mit der Generation der Babyboomer assoziiert werden: Da werden ihre berufliche Erfahrung, das fachliche Know-how, ihre hohe Zuverlässigkeit und Resilienz genannt. […} Alles tolle Attribute, […], die ehrlich gesagt stärker sind als die Vorurteile.
 

Robindro Ullah: Wie steht es denn um die Motivation der älteren Menschen, weiterzuarbeiten?  […] Haben sie noch Lust?

Imke Mahner: Ich glaube, sie haben Lust. […] Natürlich gibt es bestimmte Berufszweige, die körperlich anstrengend sind, wo es einfach auch eine gewisse Erschöpfung gibt. Bei solchen Berufen ist es sicher noch einmal anders, als wenn man eher einen klassischen Bürojob hat oder in der Bank sitzt.

Was wir immer wieder als Motivationsgründe für eine verlängerte Erwerbstätigkeit hören, ist zum einen das Thema Geld. […] Man muss sich ja alles leisten können und hat Verpflichtungen und manche können es sich eben leider auch gar nicht leisten, nicht weiterzuarbeiten.

Was sicher auch motiviert, ist gar nicht unbedingt das Thema Karriere, sondern eher der Know-how-Transfer. Der Wunsch, das ganze Wissen, das man erlernt hat, weiterzugeben. […]

Wir kennen auch viele, die richtig Lust haben, sich mit den neuen Tech-Themen zu beschäftigen. An diesen großen Mythos, Seniorfachkräfte können kein Tech, glaube ich nicht. [...] Die haben richtig Bock und beherrschen Technologien, die die jüngere Generation gar nicht mehr kennt. Sie haben den Vorteil, das Neue und das Alte kombinieren zu können.

Was man auch nicht unterschätzen darf: Die Lust, an der Gesellschaft weiter teilzuhaben. Wenn man lange gearbeitet hat, dann kann man auch in ein großes Loch fallen, wenn man auf einmal aufhört. Ist man dagegen in ein Unternehmen eingebunden und hat dort mit allen Generationen Kontakt, dann hält einen das auch jung und fit.
 

 

 

Hinweis:
Bei der Stellenbesetzung sollte niemand aus Altersgründen bevorzugt werden, Entscheidungen sollten stets auf Basis von Fähigkeiten getroffen werden.

 

 

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Alexandra Maier
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