Altersgemischte Teams führen: So gelingt die Zusammenarbeit

Altersgemischte Teams haben nicht nur positive Auswirkungen auf die Entscheidungsqualität, sondern auch auf die Innovationskraft eines Unternehmens – das belegen zahlreiche Studien. Doch wie führt man solche Teams erfolgreich? Lesen Sie hier, wie man die Stärken von verschiedenen Generationen gezielt nutzen und eine produktive Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt fördern kann.
Warum altersgemischte Teams für Unternehmen immer wichtiger werden
Die deutsche Wirtschaft steht unter Druck: Der demografische Wandel lässt die Erwerbsbevölkerung schrumpfen, zugleich bremst der Fachkräftemangel vielerorts Innovation und Wachstum. Eine nachhaltige Antwort auf diese Entwicklung ist es, erfahrene Fachkräfte auch über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus im Job zu halten. Illusorisch? Keineswegs! Mit dem Wegfall der Hinzuverdienstgrenze bei Altersrenten und der im Koalitionsvertrag festgehaltenen Einführung der sogenannten Aktivrente sind politisch die Weichen dafür gestellt.
Auch viele Erwerbstätige stehen dieser Möglichkeit positiv gegenüber, wie ein aktuelles White Paper belegt – aus finanziellen Gründen, aber auch, weil sie einen Beitrag leisten möchten. Und der ist enorm wertvoll. Insbesondere die Babyboomer-Generation bringt Fähigkeiten mit, die für Unternehmen von großer Bedeutung sind: fundiertes Fachwissen, souveräner Umgang mit Kundschaft und Kollegen, gewachsene Netzwerke sowie eine hohe Krisenresilienz. Wer altersgemischte Teams führen will, sollte dieses Potenzial aktiv fördern.
Altersgemischte Teams: Vorteile für Leistung, Innovation und Kultur
Teams mit Mitgliedern unterschiedlicher Generationen sind kein Sozialprojekt – sie bringen messbare Vorteile mit sich. Unternehmen, die altersdivers aufgestellt sind, profitieren u. a. von:
- Höherer Innovationskraft: Die Lebenserfahrungen und Sichtweisen in verschiedenen Altersgruppen führen zu kreativeren Ideen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung
zeigt, dass altersgemischte Teams oft schneller zu innovativen Lösungen kommen. - Besserer Entscheidungsqualität: Laut dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)
steigert ein Team, das Mitarbeitende verschiedener Altersgruppen umfasst, die Produktivität. Voraussetzung ist ein unterstützendes Arbeitsumfeld. - Stärkerem Teamzusammenhalt: Der Austausch zwischen den einzelnen Generationen fördert gegenseitige Wertschätzung und trägt zu einem positiven Betriebsklima bei.
Praxisbeispiel: Wie ein Alt-Jung-Team Innovation vorantreibt
Der Kunststoffhersteller Plastro Mayer etwa setzt auf Reverse Mentoring
Führung altersgemischter Teams: Herausforderungen nicht unterschätzen
Trotz der vielen Vorteile birgt die Führung von Menschen aus unterschiedlichen Generationen auch Herausforderungen, beispielsweise Kommunikationsbarrieren oder unterschiedliche Arbeitsweisen. Während Ältere oft auf Sicherheit und Stabilität setzen, wünschen sich Jüngere Flexibilität, schnelle Rückmeldungen und Selbstverwirklichung. Auch bevorzugen ältere Mitarbeitende oft persönliche Gespräche, während Jüngere digitale Kanäle nutzen. Und während manche auf traditionelle Autoritätsstrukturen vertrauen, erwarten andere, in Führungsentscheidungen einbezogen zu werden. Diese Unterschiede sind nicht zwangsläufig problematisch – sie müssen aber aktiv gemanagt werden.
5 Tipps: Eine Expertin erklärt, wie man ein altersgemischtes Team führt
Britt Schubert ist seit vielen Jahren im Personalbereich tätig – heute als freie Interimsmanagerin, Consultant und Leadership Coach, zuvor lange Zeit als Vice President HR bei New Work SE. „Damit die Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt funktioniert, braucht es gezielte Aufmerksamkeit und klare Maßnahmen“, so Schubert. „Hier sind die Führungskräfte gefragt. Ihre Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen für eine fruchtbare Zusammenarbeit zu schaffen und ihr Team gemäß individuellen Bedürfnissen zu führen.“
Wie das gelingen kann, hat die Expertin in 5 Tipps für uns formuliert:
- Verständnis füreinander schaffen: Stereotype und Vorurteile in generationenübergreifenden „Unconscious Bias“-Workshops erkennbar machen und im Austausch besser verstehen und auflösen.
- Psychologische Sicherheit etablieren: Gegenseitiges Vertrauen im Team ist der Schlüssel. Regelmäßige Meetings und Feedbackrunden schaffen Raum für Verständnis.
- Reverse Mentoring fördern: Dabei coachen junge Mitarbeitende ihre älteren Kollegen, etwa zu digitalen Tools oder agilen Methoden. Das stärkt die digitale Kompetenz und den Zusammenhalt von Teammitgliedern in unterschiedlichen Lebensphasen.
- Gemeinsame Lernräume schaffen: Job-Rotation, intergenerationelle Projektarbeit oder interne Schulungen stärken das Verständnis für andere Arbeits- und Denkweisen und fördern erfolgreiche Synergien, die die Zusammenarbeit langfristig resilienter machen.
- Generationensensible Führung stärken: Führungskräfte sollten im Umgang mit altersdiversen Teams geschult werden. Das beinhaltet Empathie, Diversitätskompetenz und die Fähigkeit, unterschiedliche Bedürfnisse auszubalancieren.
© gettyimages (FatCamera)
Praxisbeispiel: Erfolgreiche Führung durch generationenspezifische Ansprache
Britt Schubert berichtet, wie eines ihrer Kundenunternehmen durch generationensensible Kommunikation Konflikte auflösen konnte. „Die Generation Z forderte häufiges Feedback und flache Hierarchien, während Babyboomer klare Strukturen erwarteten. Ein internes Coaching-Programm für Führungskräfte, ergänzt durch ‚Unconscious Bias‘-Workshops für die Organisation und darauf aufbauende Dialogformate, brachten den Durchbruch“, sagt sie. „Die Teams arbeiteten danach nicht nur konfliktfreier, sondern auch deutlich effizienter.“
Altersgemischte Teams führen heißt Vielfalt gestalten
Altersgemischte Teams können deutlich leistungsfähiger sein als Teams mit Mitarbeitenden gleichen Alters. Solche Teams zu führen bedeutet, Brücken zu bauen – zwischen Erfahrung und Innovation, zwischen Stabilität und Veränderung. Wer diese Vielfalt richtig managt, profitiert nicht nur von besserer Performance, sondern auch von einer stabileren, zukunftsfähigeren Unternehmenskultur. Der Schlüssel liegt in einer aktiven, empathischen Führung, die die Stärken aller Generationen erkennt und fördert. Denn wenn Jung und Alt im Team produktiv zusammenarbeiten, entsteht ein echter Wettbewerbsvorteil – heute und in Zukunft.
FAQ: Führen von Alt und Jung – die wichtigsten Fragen
Was bedeutet es, altersgemischte Teams zu führen?Es geht darum, Teams zu leiten, in denen Mitarbeitende verschiedener Altersgruppen – z. B. Babyboomer, Gen X und Gen Z – effektiv zusammenarbeiten. Das erfordert generationensensible Führung, klare Kommunikation und gezielte Maßnahmen zur Integration.
Welche Vorteile bieten altersgemischte Teams?Altersgemischte Teams können zu einem positiven Arbeitsklima beitragen, da sie unterschiedliche Generationen und Persönlichkeiten umfassen. Dies kann die Innovationskraft, Entscheidungsfindung und den Teamgeist stärken. Unterschiedliche Perspektiven ergänzen sich ideal, wenn die Zusammenarbeit gut gestaltet ist.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Führung von Jung und Alt?Unterschiedliche Kommunikationsstile, Werte und Erwartungen können zu Missverständnissen führen. Wichtig ist es, diese Unterschiede nicht zu ignorieren, sondern aktiv zu thematisieren und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Wie kann Reverse Mentoring helfen?Reverse Mentoring fördert den Austausch zwischen den Generationen. Junge Mitarbeitende geben ihr Wissen z. B. zu digitalen Themen weiter, während sie selbst von der Erfahrung der Älteren profitieren – eine Win-win-Situation für alle.
Was sind die wichtigsten Tipps für eine erfolgreiche Führung altersgemischter Teams?Wichtige Maßnahmen sind: offene Kommunikation, generationenspezifische Führung, flexible Arbeitsmodelle, Reverse Mentoring und gezielte Weiterbildungsformate. So entsteht ein produktives Miteinander von Jung und Alt.
Was ist „Unconscious Bias“?Der Begriff beschreibt unbewusste Denkmuster, die unser Urteil über Menschen beeinflussen, z. B. basierend auf Alter, Geschlecht, Herkunft oder äußeren Merkmalen. Diese Vorurteile entstehen durch Erfahrungen, kulturelle Prägung oder gesellschaftliche Stereotype und beeinflussen unsere Bewertungen – ohne, dass wir sie bemerken.
Hinweis
Bei der Stellenbesetzung sollte niemand aus Altersgründen bevorzugt werden, Entscheidungen sollten stets auf Basis von Fähigkeiten getroffen werden.
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