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14.02.24
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Zukunft & Innovation

Chancen und Grenzen von generativer KI im Corporate Learning

Mitarbeiter arbeitet mit generativer KI
© shutterstock (RoBird)
ChatGPT, Google Bard, Microsoft Copilot, Luminous - diese Namen stehen für eine neue Generation von KI-Chatbots, die auf riesigen Datenmengen trainiert wurden. Sie reagieren auf natürliche Spracheingaben und erzeugen kreative Texte. Doch welche Auswirkungen, Chancen und Gefahren hat die Verfügbarkeit solcher KI-Umgebungen für die betriebliche Personalentwicklung und Weiterbildung?

Egal, ob ein Unternehmen bereits über eine interne GPT-Umgebung verfügt oder nicht: Immer mehr Mitarbeitende nutzen privat Sprach-Modelle wie ChatGPT, was ihnen neue Möglichkeiten eröffnet. Dieses Wissen legen sie nicht an der Türschwelle ab, wenn sie zur Arbeit kommen. Im Gegenteil: Es beeinflusst ihre Arbeit und damit den Arbeitgeber. Was als Spaß mit Fragen zu Wetter, Schauspielern oder Tiernamen beginnt, wird bald zu einem nützlichen Werkzeug für die tägliche Arbeit. Das betrifft auch den Bereich Learning & Development (L&D), wo sich Berufliches und Persönliches ohnehin oft vermischen. Von hier aus ist es nur ein kleiner Schritt, bis eine KI zur “Fach-Trainerin” wird.

Künstliche Intelligenz ist in der Unternehmensrealität angekommen. L&D-Abteilungen müssen sich dieser Herausforderung stellen und klare Richtlinien für den Einsatz in ihrer Organisation festlegen. Wie kann mit künstlicher Intelligenz verantwortungsvoll umgegangen werden? Es reicht nicht aus, nur die Regeln und Werte zu kennen. Sie müssen auch verstanden und angewendet werden können. Doch das ist nicht alles. Es ist notwendig, dass sich Mitarbeitende Kompetenzen aneignen, um die digitale Welt verantwortungsvoll zu erforschen und zu gestalten. Doch wie kann man zwischen Wirklichkeit und Illusion unterscheiden? Wie können wir mit den Vorurteilen und Verzerrungen umgehen, die in den Modellen verborgen sind? Und gelingt es die Bedürfnisse und Erwartungen verschiedener Generationen zu berücksichtigen? Nur einen Knopf zu drücken, genügt hierfür bei großen Sprach-Modellen nicht. Man braucht auch Fertigkeiten und Einstellungen wie kritisches Denken und Quellen-Kritik. Kreativität und Abstraktionsvermögen sind dabei wichtig, um die eigenen Möglichkeiten zu entdecken und zu nutzen.

 

Was macht generative Sprach-Modelle so relevant für Lern- und Entwicklungskontexte?

Mit „MentorGPT“ zu individuellem Lernerfolg

Ein Sprach-KI-Modell kann Faktenwissen vollkommen nach Wunsch der Lernenden zusammentragen und aufbereiten. Wenn Mitarbeitende auf neue Begriffe oder Konzepte stoßen, können sie auf MentorGPT zugehen. Er ist immer verfügbar, geduldig und individualisierbar. Lassen Sie uns dafür zwei Anwendungs-Szenarien vergleichen.

Szenario 1:
Eine einfache Anfrage-Eingabe, das sogenannte Prompt: "Erkläre mir [Konzept X], als wäre ich 10." Die KI liefert dazu Beispiele, erklärt in Analogien, reagiert auf Rückfragen und stellt bei Bedarf Verständnisfragen zur Selbstüberprüfung an die Lernenden.

Szenario 2:
MentorGPT wird aufgefordert, ganze Lernpfade zu designen: "Ich möchte in 5 Wochen meine Excel-Skills ausbauen. Erstelle mir einen Plan und dazu passende Online-Ressourcen."

Für die Lernenden sind beide Szenarien optimales Learning on Demand: Sie lernen gezielt, selbstbestimmt und erhalten nach Bedarf die benötigten Informationen oder Kompetenzen.

Chatbots als Rollenspielpartner

Kommunikations-Skills gehören zu den Dauerbrennern im Corporate Learning. Sie eignen sich besonders für den Einsatz von KI-basierten Chatbots. Mit den richtigen Prompts kann man Sprachmodelle erstaunlich gut dazu bringen, vielfältige Gesprächssituationen zu simulieren: vom Akquise-Calls zur Verhandlung, vom Elevator Pitch zur Podiumsdiskussion. Auf Wunsch geben die Bots auch Feedback zur eigenen Gesprächs-Performance. Gerade in Situationen, in denen man sich unsicher fühlt, kann ein digitales Gegenüber den geschützten Rahmen herstellen, um sich auszuprobieren, ehe man sich an echte Rollenspiel- oder Gesprächspartner wagt.

 

Um KI-Anwendungen in eine Organisation zu integrieren, sind diese Fragen aus L&D Sicht interessant:

Wie fördern wir unsere Handlungskompetenz im Umgang mit KI?

Je besser Trainerinnen und Trainer selbst KI in Ihre Arbeit integrieren, desto glaubwürdiger können sie Handlungskompetenz im Unternehmen verankern. Sie können beispielsweise Trainingsleitfäden mit Hilfe von KI-Anwendungen verbessern. Unterlagen können zumindest teilweise von der KI erstellt werden und auch im Bereich Administration und Datenpflege gibt es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten.

Wie integrieren wir KI in unsere Lernangebote?

Die Integration von KI in eine Lernlandschaft bedeutet, dass Sie in unterschiedlichen Lern- und Trainingsangeboten praktische Anwendungsfälle und Beispiele einbauen. So können Sie Ihren Führungskräften in Seminaren zeigen, wie man Chatbots zur Vorbereitung auf Mitarbeitenden-Gespräche einsetzt. Oder Sie demonstrieren in Vertriebstrainings, wie man sich mit KI-Unterstützung schnell auf einen Kunden vorbereitet. So verbinden Sie praxisnahe Anwendungsfälle mit Ihren vorhandenen Lernangeboten.

Wie fördern wir außerfachliche KI-Kompetenzen in der Organisation?

Damit Mitarbeitende KI zielorientiert und verantwortungsbewusst nutzen, muss Handlungskompetenz entstehen. Dazu gehört unter anderem die Fähigkeit, gute Anfragen oder Prompts an die KI zu stellen, um optimale Antworten zu erhalten. Genauso wichtig ist es, dass niemand in Ihrer Organisation der KI blind vertraut. Es braucht Wissen darüber, dass ein Large Language Model wie Chat GPT „halluzinieren“ kann und manchmal auch falsche Antworten liefert. Außerdem muss klar sein, welche Anwendungen rechtlich unbedenklich sind und welche nicht. Dabei geht es nicht um juristische Urteile, sondern um praktische Leitplanken, zum Beispiel im Datenschutz- und Urheberrecht. Die Mitarbeitenden sollten zum Beispiel wissen, dass sie keine personenbezogenen Daten in externe KI-Anwendungen eingeben oder blind von der KI erstellte Bilder für Veröffentlichungen nutzen.

Daraus ergeben sich konkrete Maßnahmen zu Integration der Anwendungen. Da sich KI immer weiterentwickelt und sich verändert, sollten Sie dabei iterativ vorgehen und regelmäßige Anpassungen einplanen.

 

Ziele und Grenzen für Chat GPT & Co

Die heutigen KI-Anwendungen können Erstaunliches leisten. Wir sind zu Recht beeindruckt davon. Die Realität von heute vermischt sich mit den Möglichkeiten von morgen. Unternehmen sollten KI-Anwendungen allerdings nicht einführen, weil „das alle machen“. Wichtig ist, die Ziele und Absichten im Vorfeld zu klären und zu definieren. 

Wie bei jeder Einführung neuer Tools und Methoden steht am Anfang die Frage nach dem „Wofür“: 

  • Wofür möchten Sie KI-Anwendungen nutzen?
  • Was sind Ihre Ziele?
  • Woran werden Sie konkret merken, dass diese Ziele erreicht sind?

KI-Chatbots sind mehr als nur Unterhaltung. Sie werden in Zukunft eine wichtige Rolle im Corporate Learning spielen. Allerdings erfordert der Einsatz auch eine kritische und verantwortungsvolle Haltung. Es ist wichtig, die Grenzen und Risiken dieser Technologie zu kennen und zu beachten. KI-Chatbots sind kein Ersatz für menschliche Interaktion, sondern eine Ergänzung, die das Lernen bereichern und erleichtern kann. 

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Sophie Lenz, Michael Kleer
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