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15.05.24
10.05.24
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Zukunft & Innovation

KI-Transformation:
KI-Strategie ist Chefsache

Kollegen haben ein Meeting über IT-Themen.
© Getty Images (Maskot)

Die Einführung einer künstlichen Intelligenz ist weit mehr als eine technische Neuerung. Sie hat Auswirkungen auf die Organisationsstruktur, die Kultur und nicht zuletzt auf die Mitarbeitenden. Für ihren Erfolg braucht es deshalb die volle Aufmerksamkeit und Unterstützung der Chefetage – und Führungskräfte mit dem entsprechenden Fingerspitzengefühl, sagt Sarah Köhl, Head of Technology bei Hays, im Interview.

Sarah Köhl im Interview

Frau Köhl, laut des HR-Reports 2024 setzen viele Unternehmen bereits künstliche Intelligenz ein, wenn es um die Beschleunigung der Arbeitsabläufe geht. Nicht alle legen dafür eine KI-Strategie zugrunde. Warum ist das so und braucht man überhaupt eine Strategie, um künstliche Intelligenz zu integrieren?
Vielleicht ist „Strategie“ ein zu großes Wort, gerade für kleinere Mittelstandsunternehmen. Doch die Entscheidung, ob, wie und wo KI zum Einsatz kommen soll, sollte jedes Unternehmen schon ganz bewusst für sich treffen, wenn es den internationalen Anschluss nicht verlieren will. Wie detailliert eine KI- Strategie dann ausgearbeitet wird, hängt auch davon ab, wie wichtig KI für das Unternehmen und seine Wettbewerbsfähigkeit ist. Nehmen wir beispielsweise ein Serviceunternehmen und ein Investitionsgüterunternehmen. Den Kundenservice mithilfe von KI zu verbessern, ist für das erste Unternehmen strategisch wichtiger als für das zweite. Es geht immer darum, welchen strategischen Stellenwert der Einsatz von KI für ein Unternehmen hat. 

Wo sollte Ihrer Ansicht nach diese Strategie am besten in der Organisation verankert werden und warum?
In jedem Fall braucht die KI-Strategie Management Attention, denn sie wird Auswirkungen auf die Organisationsstruktur, die Kultur sowie die Befindlichkeiten der Mitarbeitenden haben. Das ist Chefsache und sollte nicht wegdelegiert werden. Neben dem CEO oder COO für die ganzheitliche Perspektive gehören auch der CTO oder CIO an den Strategietisch, denn am Ende ist KI eine technologische Neuerung mit Auswirkungen auf die Organisation. Alternativ kann auch die Strategieabteilung eines Unternehmens ein sinnvoller Ort für die KI-Strategie sein. Dieser Bereich hat dann die Verantwortung, sicherzustellen, dass die Kultur keine zu starke Technikorientierung bekommt. Wenn es sich um größere Unternehmen handelt, liegt die Hauptverantwortung oft auch bei der Innovations- oder Forschungseinheit.

Wie erkennt man Potenziale für den Einsatz von künstlicher Intelligenz?
Viele Arbeitsabläufe in den Unternehmen sind noch sehr langatmig und beinhalten viele repetitive Schritte. Diese Prozesse sollten gründlich analysiert werden, um KI-Potenziale zu erkennen. Denn überall dort, wo umständliche Routinen bestehen oder es eine hohe Wiederholungsquote gibt, könnte beispielsweise ChatGPT mit seinen neuen Dialogmustern den Prozess verkürzen. Um die richtigen Anwendungsfelder identifizieren zu können, sollte man sich aber auch die folgenden Fragen stellen: Warum möchte das jeweilige Unternehmen KI einsetzen? Geht es darum, Bearbeitungs- und Durchlaufzeiten zu verkürzen? Sollen (Personal-)Kosten reduziert werden oder möchte sich das Unternehmen durch KI einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem es durch ihre Hilfe passgenauere Produkte entwickelt und vermarktet? Hier bestehen unterschiedlich ausgeprägte Potenziale, abhängig auch von der jeweiligen Branche.

Team sitzt in einem Meeting zusammen. © Getty Images (Cecilie_Arcurs)

KI-Einsatz: Wie kann man dafür Sorge tragen, dass das Zwischenmenschliche nicht auf der Strecke bleibt und Ängsten entgegengewirkt wird? Was können Führungskräfte hier tun?
Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle dabei, sicherzustellen, dass die Mensch-Maschine-Interaktion reibungslos funktioniert. Als Führungskraft muss ich mein Team auf die kommenden Veränderungen vorbereiten und sicherstellen, dass die neue Technologie auch wirklich akzeptiert und im Nachgang genutzt wird. Um aufkommenden Ängsten und Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz entgegenzuwirken, können Vorgesetzte ein KI-Team zusammenstellen, das gemeinsam über die kommenden Einsatzszenarien entscheidet. Dadurch können die betroffenen Mitarbeitenden gleich selbst die Erfahrung machen, dass ihre Expertise nicht so einfach durch KI ersetzt werden kann. Führungskräfte sollten ihre Teams über die Ziele und den Nutzen von KI sehr gut informieren und klarmachen, dass am Ende immer der Mensch entscheidet. Darüber hinaus muss ich als Führungskraft sicherstellen, dass die Mitarbeitenden in der Lage sind, KI zu nutzen. Es muss also ein entsprechendes Schulungs- und Trainingsangebot für das jeweilige Geschäftsfeld geben.

Um welche zusätzlichen Skills sollten sich Unternehmen bemühen, wenn sie die neue Grundlagentechnologie einführen? Welche Hard und welche Soft Skills sind hier wichtig?
Die Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch zusätzliche Soft Skills. Auf der technischen Seite werden Programmierkenntnisse (z.B. Verständnis der Programmiersprache Python, Machine Learning Skills) benötigt, um KI-Modelle zu betreiben. Kenntnisse in Datenanalyse, Statistik und Mathematik sind erforderlich, um KI-Modelle zu trainieren. Weiter sind Kompetenzen in der Datenanalyse und im Datenmanagement unabdinglich. Die Fähigkeit, Daten zu sammeln, zu bereinigen, zu analysieren und Muster zu erkennen, ist ebenso entscheidend wie das Wissen darüber, wie diese Daten effizient gespeichert, verwaltet und geschützt werden können. Darüber hinaus spielen Skills wie Urteilsfähigkeit und Entscheidungsfreudigkeit eine große Rolle, denn Fachbereiche müssen in der Lage sein, KI-Resultate richtig zu interpretieren und zu deuten. Sie müssen wissen, auf welcher Basis die Aussagen entstanden sind. Das sind Management-Fähigkeiten jenseits aller Technologie-Kenntnisse.

Substitutionseffekte: Wie kann man intern sicherstellen, dass KI nicht als Tool für Entmündigung, sondern als Tool für Arbeitserleichterung wahrgenommen wird? Welchen Ratschlag haben Sie hier?
Hier scheint es in der Praxis ja zwei Lager zu geben: Die einen, die KI als Chance und Bereicherung ihrer Arbeit sehen, die anderen, die um ihren Arbeitsplatz oder ihr Tätigkeitsfeld fürchten. Wie schon zuvor erwähnt, sollten die Zauderer von Anfang an in die KI-Arbeitsgruppen involviert sein, um selbst zu erleben, dass keine Gefahr für den eigenen Arbeitsplatz oder die Qualität der Arbeit droht. Hilfreich ist sicherlich auch, positive Erfahrungen der einzelnen Bereiche mit KI zu teilen. Ganz entscheidend ist jedoch der verantwortungsbewusste Einsatz von KI, bei dem menschliche Werte und Prinzipien weiterhin eine zentrale Rolle spielen – auch das muss immer wieder betont und kommuniziert werden, um breite Akzeptanz zu finden. Insgesamt ist es wichtig, KI als eine Ergänzung zu menschlichen Fähigkeiten zu positionieren und die Vorteile für alle Beteiligten deutlich zu machen.

HR-Report 2024:
Wie künstliche Intelligenz die Unternehmenswelt beeinflusst

Ellen Wagner
 

Es ist das Thema der Stunde: künstliche Intelligenz (KI) und die Chancen und Risiken, die sich mit ihrem Einsatz verbinden. Für ein Stimmungsbild, wie künstliche Intelligenz die Unternehmenswelt bereits beeinflusst, haben das Institut für Beschäftigung und Employability IBE und Hays eine Umfrage unter 970 Fach- und Führungskräften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Eines lässt sich deutlich aus den Ergebnissen erkennen: Der Einsatz von KI ist keine rein technologische, sondern eine allumfassende Angelegenheit. Er betrifft jede Führungskraft und sämtliche Mitarbeitenden ebenso wie die gesamte Unternehmenskultur.

Mehr Details finden Sie hier.

 

Mehr Hintergründe, wie künstliche Intelligenz die Unternehmenswelt beeinflusst, finden Sie in unserem aktuellen HR-Report 2024:

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