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16.04.25
16.04.25
In 4 min gelesen
Arbeitswelt & Karriere

Selbstständig oder angestellt:
Was passt zu mir?

Frau schaut lächelnd in die Ferne.
© gettyimages (recep-bg)

Sozial abgesichert und fest angestellt oder lieber ohne Chef und auf eigene Rechnung – die richtige Entscheidung ist nicht zuletzt eine Frage des Typs. So finden Sie heraus, welches Arbeitsmodell besser zu Ihren persönlichen Stärken und Karrierezielen passt.

Kein nerviger Chef, keine festen Arbeitszeiten, stattdessen Tag für Tag selbst entscheiden, wann, wie lange und woran man arbeiten möchte - insbesondere junge Menschen träumen oft davon, sich selbstständig zu machen. Laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2024 können sich 40 Prozent der 15- bis 24-Jährigen vorstellen, später ein Unternehmen zu gründen.

Weitaus seltener wird aus dem Wunsch allerdings auch Wirklichkeit: Von 10.000 Personen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren haben sich im vergangenen Jahr laut KfW Gründungsmonitor gerade einmal 115 selbstständig gemacht – ähnlich wenige wie im Jahr 2023. Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung IfM Bonn zufolge gehen weniger als zehn Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland einer selbstständigen Tätigkeit nach, insgesamt etwa 3,8 Millionen.

Pluspunkte der Festanstellung

Eine klassische Festanstellung bietet vor allem finanzielle Sicherheit. Neben einem festen Monatsgehalt profitieren Angestellte vom Recht auf bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Pflichtbeiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung übernimmt zur Hälfte der Arbeitgeber. Darüber hinaus gewähren viele Unternehmen ihren Mitarbeitenden weitere Benefits wie Zuschüsse zur Kinderbetreuung, den Fahrtkosten oder zum heimischen Arbeitsplatz. Oder sie stellen Dienstwagen, Diensthandys, Einkaufs- oder Essensgutscheine, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und nicht zuletzt bezahlte Weiterbildungen.

Mehr Abwechslung als Freiberufler

Wer sich selbstständig macht, muss dagegen lernen, mit unregelmäßigen Einkünften zu leben, marktgerechte Honorare zu kalkulieren und sich selbst aktiv um Aufträge zu bemühen. Dafür ist der Berufsalltag oft abwechslungsreicher als in einem Unternehmen, wo alle ihre festen Aufgaben haben. Freelancer arbeiten mit unterschiedlichen Auftraggebenden an unterschiedlichen Projekten. Dabei sammeln sie Erfahrungen in vielen verschiedenen Branchen und können Einblicke in verschiedene Unternehmen gewinnen. Im Gegensatz zu Angestellten sind sie nicht weisungsgebunden und können ihre Projekte und die Arbeitszeiten theoretisch frei wählen und von überall aus mobil arbeiten. Allerdings müssen sie oft knappe Deadlines einhalten und auf kurzfristige Kundenanfragen reagieren. „Unternehmen buchen Freelancer oft bei akuten Ressourcenengpässen oder für zeitkritische Projekte“, sagt Florian Wagner, Senior Abteilungsleiter HR Interim & Projekte bei Hays. Wer frei arbeitet, sollte deshalb möglichst zeitlich flexibel und örtlich mobil sein.

Frau arbeitet mit Laptop am Meer Auf die Frage „Fest oder frei?“ gibt es keine allgemeine Antwort. Deshalb gilt es, sich selbst ehrlich einzuschätzen. © gettyimages (domoyega)

Fest oder frei: Wer verdient mehr?

Laut dem Institut für Freie Berufe (IFB) gehören knapp 1,5 Millionen und damit fast 40 Prozent aller Selbstständigen den freien Berufen an. Dazu zählen neben freien Heilberufen beispielsweise auch rechts- und steuerberatende Berufe oder technische und naturwissenschaftliche Berufe – also hoch qualifizierte Berufsgruppen, die in der Unternehmenswelt oft zu den Spitzenverdienern gehören. Laut Finance Gehaltsreport von Hays können beispielsweise festangestellte Senior Manager im Controlling nach sechs Jahren im Job beim Jahresgehalt schon mal die 100.000-Euro-Marke knacken, frischgebackene Steuerberaterinnen und -berater steigen zwischen 54.000 und 85.000 Euro ein. Auch IT-Fachkräfte verdienen laut Hays IT-Gehaltsreport in großen Unternehmen im Mittel zwischen 70.000 € und 80.000 €.

Je nach Branche und Qualifikation können erfahrene Freelancer in Bereichen wie IT, Design, technische Entwicklung oder Rechts- und Steuerberatung ähnlich gut oder sogar deutlich mehr verdienen als Festangestellte. Das erfordert allerdings Verhandlungsgeschick, einen guten Ruf und nicht zuletzt eine sorgfältige Kalkulation.

Um beispielsweise ein Wunscheinkommen von 72.000 Euro im Jahr zu erzielen, genügt es nämlich keinesfalls, im Schnitt 6.000 € Honorar pro Monat einzunehmen. Im Gegensatz zu Angestellten müssen Selbstständige sich privat krankenversichern oder als freiwillig Versicherte aus eigener Tasche den vollen Beitrag zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zahlen. Beiträge zur gesetzlichen Arbeitslosenversicherung und unter bestimmten Voraussetzungen sogar zur gesetzlichen Rentenversicherung können sich Freie zwar teilweise sparen. Finanziell ist das aber nicht immer ein Vorteil, denn konsequent vorsorgen müssen sie trotzdem.

Neben den Beiträgen zu privaten Spar- und Versicherungsverträgen sind ferner die Kosten für ein eigenes Büro und einen angemessen ausgestatteten Arbeitsplatz, für Marketing und Werbung, berufliche Reise- oder Fahrzeugkosten, Beiträge zu Berufsverbänden oder Kammern und nicht zuletzt für regelmäßige Fort- und Weiterbildungen in der Kalkulation zu berücksichtigen.

Last but not least brauchen auch Selbstständige Erholungsurlaub, müssen sich weiterbilden und sind ab und an krank. Außerdem müssen sie Zeit für administrative Tätigkeiten oder die Kontaktpflege und Kundenakquise einplanen. Mehr als jeder zweite Freelancer ist solo ohne Angestellte tätig und muss deshalb alle anfallenden Aufgaben selbst erledigen. Ein Beispiel: Wer mit 30 Tagen Jahresurlaub, 12 Krankheitstagen pro Jahr, einem Admin-Tag pro Woche und sechs Tagen Weiterbildung pro Jahr plant, kann abzüglich Wochenenden und Feiertagen nur an 150 Arbeitstagen im Jahr überhaupt gegen Honorar für Kunden tätig werden und Stunden berechnen.

Fazit: Auf die Frage „Lieber selbstständig oder angestellt?“ gibt es keine allgemeine Antwort. Verschiedene Untersuchungen, beispielsweise vom IW Köln, belegen zwar, dass Selbstständige oft besonders zufrieden mit ihrer Arbeit sind. Doch finanzielle Unsicherheit, Einsamkeit oder der Druck, sich selbst zu vermarkten, können auch belasten. Deshalb gilt es, sich vor so einer weitreichenden Entscheidung selbst richtig einzuschätzen. Die folgende Checkliste hilft dabei.

Checkliste: Bin ich für die Selbstständigkeit gemacht?

Sie überlegen, sich selbstständig zu machen? Diese 12 Fragen helfen Ihnen bei der Entscheidung.

  • Kann ich mich selbst motivieren und diszipliniert arbeiten oder brauche ich eine Führungskraft, die mir meine Aufgaben zuweist?
  • Bin ich in der Lage, mir meine Zeit gut einzuteilen und Aufgaben sinnvoll zu priorisieren?
  • Kann ich mit Unsicherheit und schwankenden Einkünften gut umgehen oder brauche ich finanzielle Sicherheit und Kontinuität?
  • Habe ich ein ausreichendes Finanzpolster oder eine zusätzliche Einkommensquelle, um notfalls auch längere finanzielle Durststrecken zu überbrücken?
  • Kenne ich meinen Marktwert und kann angemessene Tages- oder Stundensätze festlegen und bei meinen Kunden auch durchsetzen?
  • Verfüge ich über ein solides berufliches Netzwerk und kann mich selbst gut vermarkten?
  • Schätze ich die Freiheit, selbst zu bestimmen, wann, wo und wie ich arbeite oder liegen mir eher geregelte Arbeitszeiten?
  • Kann ich gut allein arbeiten oder brauche ich den regelmäßigen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen?
  • Bin ich bereit, in meine berufliche Weiterentwicklung zu investieren und mich aktiv auf dem neuesten Stand zu halten?
  • Bin ich bereit und in der Lage, mich selbst um administrative Aufgaben wie Steuern, Verträge oder Versicherungen zu kümmern?
  • Passt die Freiberuflichkeit zu meinen beruflichen Zielen und meiner persönlichen Vorstellung von Erfolg oder sind mir eher Titel und Beförderungen wichtig?
  • Akzeptiert mein privates Umfeld den Schritt oder belasten finanzielle Unsicherheit und hoher Arbeitsumfang meine Partnerschaft, das Familienleben, Freundschaften oder Ehrenämter möglicherweise zu stark?

Weiterführende Links:

Mehr zum Thema bei Hays

Freelancer-Ratgeber | Hays: Nützliche Tipps rund um Steuern, Scheinselbstständigkeit, Kalkulation und Auftragssuche für Freiberufler

Aufträge finden über die Hays Projektbörse für Fach- und Führungskräfte

Kostenfreie Gehaltsreports von Hays: https://www.hays.de/en/personaldienstleistung-aktuell/studien

Sie sind IT-Freelancer oder -Freelancerin und bevorzugen Self-Service-Angebote? Dann melden Sie sich schnell und kostenfrei auf unserer digitalen Matching-Plattform tribeworks an, mit der Hays Unternehmen und IT-Freelancer schnell und unkompliziert zusammenbringt.  

 

Zahlen und Umfragen zur Selbständigkeit

Bundesverband der Freien Berufe: https://www.freie-berufe.de/freie-berufe/fakten/

Institut für Mittelstandsforschung IfM Bonn: https://www.ifm-bonn.org/statistiken/selbststaendigefreie-berufe/freie-berufe

Gutachten des IW Köln: Unternehmerisches Selbstverständnis von Selbstständigen in Deutschland - Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

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Kirstin von Elm

Ein Beitrag von Kirstin von Elm

Kirstin von Elm ist freie Journalistin und schreibt zu den Themenschwerpunkten Ausbildung, Beruf, Karriere und Unternehmensführung. Sie arbeitet u.a. für die Verlagsgruppe Handelsblatt, für Fach- und Unternehmermagazine sowie für Kundinnen und Kunden aus dem Bereich Corporate Publishing.

Kontakt: kirstinvonelm@aol.com
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