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24.01.24
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Arbeitswelt & Karriere

Die neue Normalität: Hybrides Arbeiten und die Back-to-Office Debatte

Vier Personen sitzen im Besprechungsraum und diskutieren über hybride Arbeitsmodelle
© Getty images (Thomas Barwick)

Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Immer mehr Menschen arbeiten von zu Hause aus, während andere ins Büro zurückkehren. Doch wie sieht die ideale Arbeitsform aus? Ist Hybrid Work eine flexible Lösung, die das Beste aus beiden Welten vereint, oder eine halbherzige Maßnahme, die weder die Mitarbeitenden noch die Arbeitgebenden zufriedenstellt?

Über die gerade zurückliegenden Feiertage hatte ich etwas Zeit, und sah eine Dokumentation zum Thema „Das Büro“. Dort wurden – teils augenzwinkernd – zahlreiche Stilblüten des gemeinsamen Arbeitsalltags beleuchtet. Vom Dresscode, über Mittagessensrituale, bis hin zum Reizthema „meine private Kaffeetasse – wer hat sie genommen?“. Vieles fühlte sich sehr vertraut an, über manches musste ich schmunzeln. Als ich später darüber nachdachte, warum das eigentlich so unterhaltsam war, kam mir schnell der Begriff „gute alte Zeit“ in den Kopf. Irgendwie wirkte die Vorstellung, jeden Tag mindestens acht Stunden mit den selben Menschen in den selben Räumlichkeiten zu verbringen, mit den selben Dialogen und Ritualen, seltsam anachronistisch. Und doch war das bis ins Jahr 2020 hinein mein Arbeitsalltag. So wie für viele andere Menschen auch.

Der Büroschreibtisch als persönlicher Besitzstand – das war einmal

Seitdem hat sich für den typischen Büromenschen vieles verändert. Ein kleiner Virus hat Bewegung in die Arbeitswelt gebracht. Und viele von uns haben herausgefunden, dass es sich vom heimischen Schreibtisch auch ganz gut arbeiten lässt. Mancher hat gleich seine ganze Lebenssituation auf den Kopf gestellt. Den Traum vom Häuschen auf dem Land realisiert, mit Hunden, oder Hühnern. Und auch viele Arbeitgeber haben ihre Bürosituation überdacht. Flächen wurden modernisiert und teils verkleinert. Auf einmal gibt es Arbeitsplatzbuchungssysteme, weil der Büroschreibtisch als persönlicher Besitzstand nicht mehr existiert. Und doch werden aktuell Stimmen lauter, die eine Rückkehr ins Büro fordern. Was wiederum von vielen Mitarbeitenden als Einschränkung, wenn nicht gar Bevormundung angesehen wird.

Der kurze Dienstweg wird virtuell länger

Warum muss es eigentlich immer entweder – oder sein? Aus meiner Sicht scheint die goldene Mitte viel sinnvoller. Auf der einen Seite wissen viele Arbeitnehmende die Flexibilität einer mobilen Arbeitsumgebung sehr zu schätzen. Und dies bei in vielen Fällen gleichbleibend guten Arbeitsergebnissen. Auf der anderen Seite fehlt bei einer 100%igen Heimarbeit dann eben doch der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen. Der kurze Plausch in der Kaffeeküche, das Gespräch auf dem Flur – hier werden oft erstaunlich schnell und effizient Dinge geklärt. So etwas – das kann ich aus eigener Erfahrung sagen – findet virtuell wenig bis gar nicht statt. Und auch das allgemeine Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen, das Voneinander-Lernen lässt sich remote deutlich schwieriger sicherstellen. Daher halte ich persönlich einen gesunden Mittelweg für zielführend.

Braucht es dazu starre Regeln? Viel besser sind aus meiner Sicht gemeinsame Leitplanken, anhand derer persönliche Lösungen gefunden werden können. In Zeiten, in denen wir mittlerweile nicht mehr nur den Fachkräftemangel, sondern einen ausgesprochenen Arbeitskräftemangel feststellen müssen, sollte es im gemeinsamen Interesse aller liegen, einvernehmliche und gute Vereinbarungen zu treffen. Und insbesondere die Zeit, die man gemeinsam im Büro verbringt, optimal zu nutzen.

Führungskräfte sind auch nur Menschen

Besonders im Mittelpunkt stehen bei diesem Thema die Führungskräfte. Hybride Führung bedeutet für mich in erster Linie, dass ich manche altvertraute Regeln und Vorgehensweisen über Bord werfen muss. Achtsamkeit gegenüber den Mitarbeitenden, aber auch sich selbst, rückt mehr in den Fokus. Flexibilität im Denken und Handeln statt „das haben wir schon immer so gemacht“. Und: Führungskräfte sind auch nur Menschen. Arbeitgeber sollten Erwartungen an Führung klar formulieren, aber auch den geänderten Bedingungen Rechnung tragen, und den Leadern in der eigenen Organisation möglichst viel Unterstützung geben. Im Wettbewerb um die besten Talente werden auch solche Organisationen die Nase vorne haben, die eine moderne und flexible Arbeitsumgebung anbieten, welche dennoch Struktur, Stabilität und Sicherheit gewährleistet. Für mich ist das kein Widerspruch, sondern eine positive Herausforderung.

Eindeutiger Trend – Hybrid Work is here to stay

Das bisher niemand eine Patentlösung für dieses komplexe Thema gefunden hat ist wenig überraschend. In den vergangenen Jahren haben sich einige fundamentale Dinge im Büroalltag verändert. Viele dieser Veränderungen werden erst nach und nach sichtbar. Dass dann gelegentlich der Wunsch nach der vermeintlich guten alten Zeit aufkommt, ist verständlich. Allerdings fürchte ich, dass uns dieses Denken auf die Dauer nicht weiterbringen wird. Hybrides Arbeiten wird bleiben – ob das einigen Top Managern gefällt oder nicht. Nach einer Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung, die knapp 400 Unternehmen zum hybriden Arbeiten befragt hat, ist bei weniger als einem Prozent der Unternehmen gar kein mobiles Arbeiten möglich. Und während ca. 80 % der Unternehmen Betriebsvereinbarungen zum mobilen bzw. hybriden Arbeiten getroffen haben, verzichtet etwa ein Drittel komplett auf starre Anwesenheitsquoten. Weitere Ergebnisse dieser sehr spannenden Studie finden sich hier.

Wie so oft scheint die Deutsche Wirtschaft in der Tendenz sinnvolle und pragmatische Lösungen zu finden. Und zeigt dabei viel Offenheit, sich Veränderungen anzupassen. Einzelne Schlagzeilen großer Konzerne, sowohl in Deutschland als auch international, die mit radikaleren Lösungen kokettieren, werden in den Medien immer dankbar aufgenommen. Diese Einzelfälle bieten eine große Projektionsfläche, scheinen allerdings eher entgegen dem Trend in der Praxis zu stehen.

Hybrid und Remote sind nicht Dasselbe!

Abschließend möchte ich ein Thema aufgreifen, das mir in der gesamten Diskussion immer wieder auffällt. Häufig wird von Hybrid Work gesprochen, im Kopf ist aber die reine Remote Arbeit. Die Begriffe werden bunt vermischt. Dabei stecken im Begriff hybrid so viele Varianten und Möglichkeiten. Das New Normal beinhaltet neben Büro und Heimarbeit so viel mehr. Erste Unternehmen bieten Regelungen zum mobilen Arbeiten im Ausland an. Co Working Spaces sind in den vergangenen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Und auch die Technik bietet uns zunehmend mehr Unterstützung, effektiv zusammenzuarbeiten oder aber notwendige Fokuszeiten zu kennzeichnen und einzuhalten.

Daher mein Appell: wir sollten alle versuchen, das Beste für unser Unternehmen und uns selbst aus der neuen, flexiblen Arbeitswelt zu machen. Es ist gar nicht so schwierig.

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Anna Lüttgen
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